
Allmählich nimmt das Projekt Formen an. Ich habe das Konzept noch einmal ändern müssen, um der Figur des Hannes und den anderen Figuren besser gerecht zu werden. Momentan ist mir die Erzählweise noch zu emotional. Wir werden sehen, wohin mich Hannes führen wird.
Auszug aus der Rohfassung:
„Hannes liebte diese Geschichten. Er liebte alle Geschichten seiner Großmutter und auch die seiner Tante. Aber Großmutter konnte diese Familiengeschichten besonders spannend erzählen. Er ließ sie sich immer wieder vortragen. Es gab damals viele Gelegenheiten, bei denen man Geschichten erzählen konnte. Bei der Hausarbeit, beim Kochen oder beim Wäschewaschen.
Am schönsten aber war es zu Weihnachten. Dann wurde seine Großmutter immer ganz romantisch. Irgendwie schafften sie es alles Notwendige zum Kekse backen und auch für den Entenbraten beschaffen. Der Weihnachtsbaum wurde geschmückt. Seine Großmutter hatte echte Glaskugeln und kleine Weihnachtsmänner, Engel mit seidenen Flügeln und natürlich verschiedene Glöckchen. Zum Schluss hob ihn sein Großvater hoch und er durfte die silberne Spitze auf den Baum setzen. Das war ein tolles Gefühl. Die Kerzen waren echt und es roch unglaublich gut im Wohnzimmer.
Dann gab es Essen. Fast immer musste der Tisch in der „guten“ Stube ausgezogen werden, weil die Onkel und Tanten kamen. Jeder von ihnen trug irgendetwas zum Festschmaus bei. Tante Hedwig, zum Beispiel, konnte von allen den besten Rotkohl machen. Sie bereitete ihn mit Äpfeln, Nelken und einer kleinen Prise Zucker zu. Es war wunderschön. Dann erzählten sich die Erwachsenen und tranken Bier und Klaren oder Wodka. Genau weiß Hannes das nicht mehr. Aber an eines kann er sich noch genau erinnern. Großmutter machte zu besonderen Anlässen immer selbst ihren Eierlikör. An solchen Nachmittagen nippte sie den ganzen Nachmittag an ihrem einen Gläschen, während sie sich freute, dass ihre Kinder da waren und gesund zu sein schienen. Auch Großvater hielt sich mit dem Trinken zurück.“