Ein Auszug aus der Rohfassung:
Man sollte vielleicht erwähnen, dass Hannes Mutter bei seiner Geburt erst siebzehn Jahre alt war. Sie war lebenslustig und genoss ihre Jugend, soweit das zu der Zeit möglich war. So passierte Hannes während einer Tanzpause in einer warmen Sommernacht. Hannes landete nach seiner Geburt in einem Waisenhaus. Seine Mutter war offenbar nicht zu jung, um auf dem Bauernhof ihres Onkels zu arbeiten, wohl aber zu jung, für Hannes selbst sorgen zu können. Der Großonkel benötigte ihre Arbeitskraft während der Ernte auch in diesem Jahr. Fakt war, dass seine Mutter noch als minderjährig galt und so knapp ein Jahr verstrich, bis die rechtlichen Verhältnisse geklärt werden konnten. Dann fuhr Hannes Großmutter mit dem Zug in das holsteinische Kaff, um den Säugling zu sich nach Mecklenburg in die Stadt zu holen.
Für Hannes war das wohl ein Jahr zu spät. Diese Zeitspanne genügte, um Hannes zu dem Idioten werden zu lassen, der er dann zeit seines Lebens blieb. Ihnen mag das Wort vielleicht ein wenig hart oder unbegründet erscheinen. Vergessen Sie aber nicht, wie wichtig dieses erste Jahr im Leben eines Menschen ist. In diesen ersten Monaten wird der Grundstein für soziale Kompetenz, also die grundlegende Fähigkeit gelegt, andere Menschen einzuschätzen und ihnen, wenn angebracht, zu vertrauen. So erfuhr er nie, was es bedeutet, wirkliche Nähe zuzulassen. Er lernte lange nicht, was körperliche Nähe an Schönem in uns auslösen kann. Stattdessen glaubte er mit der Zeit zu erkennen, dass Menschen ihn verletzten, verließen oder ihn gar wegschickten, obwohl er sie liebte und ihnen vertraute.